Erinnerungswege
Herzliche Einladung,
auf unseren oberschwäbischen Erinnerungswegen mitzuwandern: als Fuß-, Fahrrad- Motorrad- oder Autowanderer oder in einem Reisebus.
Die Einladung geht vor allem an junge Menschen, die noch neugierig sein können auf das, was dieses Land ihnen zu zeigen und zu erzählen hat, auf seine Schönheit, seine Erde und seinen Himmel und auf das, was in ihm passiert ist in der Generation Ihrer Eltern und Großeltern. Wenn Sie diese Mühe, die auch Lust ist, auf sich nehmen, werden Sie Oberschwaben und das größere deutsche Vaterland – aber damit auch Ihre eigenen Wurzeln und sich selbst - besser verstehen können.
Sie werden anschauliche Kenntnisse von Vorgängen, Tätern und Opfern der dunkelsten Epoche unserer Geschichte erhalten, deren Augenzeugen allmählich ausgehen.
Sie werden Plätze, Steine, Tafeln, Inschriften finden, die als Zeugen jener Epoche die Augenzeugen überleben werden. Sie werden an DENKorte kommen, die so heißen, weil man an ihnen zum DENKEN kommen und nachdenklich werden kann. Sie werden Eindrücke erhalten von menschlichen Abgründen und menschlicher Größe und werden – hoffentlich – darüber noch erschrecken, sich daran aber auch bewundernd erfreuen können. Sie werden Einsichten erhalten über das Diabolische struktureller Gewalt, über Verhalten im Kollektiv und über die Unersetzbarkeit und die Würde des Gewissens und derer, die – bis in den Tod – ihm zu folgen bereit waren. Ebenso Einsichten über die, die ihr Gewissen erstickt – oder zuvor – es gar nicht erst zu bilden versucht haben. Sie werden fragen: warum gibt es diese DENKorte erst in der 2. Generation nach den Ereignissen und nach dem Krieg? Und Sie – die individuell zweifelsfrei Schuldlosen – werden sich der Frage stellen müssen: wie hätten wir gehandelt, wenn wir an der Stelle unserer Eltern, Großeltern und Urgroßeltern gestanden wären?
Und alle, die Jungen und die Alten, Frauen wie Männer, Juden, Christen, Muslime und Atheisten, die sich auf oberschwäbischen Erinnerungswegen bewegen werden, sind angefragt einzugestehen, dass der Mensch ein barmherzigkeitsbedürftiges Wesen ist.
Und natürlich sind nicht nur die Jungen, sondern auch die Alten, bis hin zu noch lebenden Augenzeugen der Ereignisse, herzlich eingeladen, sich auf oberschwäbischen Wegen der Erinnerung zu bewegen, einzukehren, umzukehren.
Für das Kuratorium: Wolfgang Marcus