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Joachim Brunner (KZ-Opfer aus der Arbeiterschaft) Stolperstein

Weingarten: Wilhelmstraße 30

Joachim Brunner, geb. 1884 in Steinach (Bad Waldsee), lebte von 1912 bis 1943 in Weingarten, 1929 – 1936 in der Wilhelmstraße 30, danach in der Bachstraße 1.

Von Beruf Dreher handelte er später ambulant mit Textilien. Mit seinem Motorrad bereiste er das ganze Oberland, um u.a. Arbeitskleidung zu verkaufen. Brunner war verheiratet und hatte zwei Töchter.

1919 kandidierte er für die SPD bei den Gemeinderatswahlen. 1937 bekam er eine Passsperre, war damit „politisch vorbestraft“, wurde allerdings „amnestiert“. Im September 1943 wurde er mit drei anderen Mitgliedern einer Kartenspielrunde im Cafe Haimayer in der Sägerstraße 1 (inzwischen abgebrochen) verhaftet, vermutlich wegen Kontakts zu Kommunisten und wegen „Schwarzhörens“ von Feindsendern.

Er kam ins KZ Welzheim, am 26.4.1944 als Häftling Nr. 67 155 ins KZ Dachau, von dem er am 17.8.1944 ins KZ Mauthausen überführt wurde. Dort wurde er als Häftling Nr. 89200 – mit 60 Jahren den Strapazen nicht mehr gewachsen – in das Sanitätslager eingeliefert, eine Einrichtung zur Auslagerung des Sterbens, in der es kaum noch medizinische Hilfe gab. Hier starb Joachim Brunner am 12.3.1945 an „Kreislaufschwäche“ und „allgemeinem Körperverfall“. Möglicherweise ist er aber bei einer der üblichen Selektionen, mit denen gerade zu Kriegsende Platz für Häftlinge aus KZs im Osten geschaffen werden sollte, mit einer Herzspritze getötet worden - wie von einer Schwägerin von J. Brunner auf Grund von Recherchen nach Kriegsende behauptet wurde.

Simon Schmid und weitere Schüler des Gymnasiums Weingarten gingen mit ihrem Geschichtslehrer Uwe Hertrampf dem Schicksal von Joachim Brunner nach. Somit bewirkt die junge Generation Weingartens die späte Ehrung eines Opfers der NS-Diktatur.

Text: U. Hertrampf

 

Quellen: Heinz, Werner: Altdorf / Weingarten ( 1805 – 1945), S. 322; Meldekarten aus dem Stadtarchiv Weingarten; Häftlingszugangsbücher KZ Dachau und KZ Mauthausen; Totenbuch KZ Mauthausen; Aussage eines Neffen von J. Brunner, Karl Ernst Brunner ( geb. 1935 ) über seine Mutter; Schulzeitung des Gymnasiums Weingarten vom 10.10.2011

Download der Gesamtbroschüren

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