KZ-Außenlager Dachau
Friedrichshafen-Raderach: Kreisstraße 7742
Ab September 1941 verhandelten die Firma Luftschiffbau Zeppelin in Friedrichshafen und der Stab des Ingenieurs Wernher von Braun (Peenemünde) über Produktionsstätten für Fertigungsteile der Rakete „Aggregat 4“ (A 4). In diesem Zusammenhang wurde eine Abnahmestelle für Raketentriebwerke und bis Oktober 1942 das dazu gehörige Barackenlager bzw. spätere Konzentrationslager (KZ) bei Oberraderach auf der Gemarkung Brunnhalden-Sumpfwiesen von vorwiegend sowjetischen Zwangsarbeitern erbaut. Das Lager war für rund 2 000 Arbeitskräfte ausgelegt; auch Gebäude für deutsche Ingenieure und Facharbeiter wurden errichtet. 1943 nahm der Luftschiffbau Zeppelin die Halbschalen-Produktion auf, wobei die Luftschiffhalle auf dem Flughafen Löwental abgebaut und am Nordrand des Zeppelin-Werftgeländes in veränderter Form wieder aufgebaut wurde. Ab Sommer 1943 produzierten über 1 200 Häftlinge aus dem KZ Dachau die Halbschalen der A 4. Die Häftlinge waren in einem durch elektrische Zäune abgetrennten Teil des Lagers Don oberhalb des Werftgeländes untergebracht. Als nach dem Luftangriff vom 20. Juli 1944 das KZ-Außenlager Dachau in Friedrichshafen aufgelöst wurde, kamen für kurze Zeit 300-600 Häftlinge nach Oberraderach, um weiterhin in Friedrichshafen für den Luftschiffbau Zeppelin zu arbeiten. Mit der Teuringertal-Bahn wurden sie bis Meistershofen gebracht und gelangten dann in Fußmärschen zu den Einsatzstellen, um zusätzlich für Räumungsarbeiten und zur Minensuche eingesetzt zu werden. Ab September 1944 wurde ein Teil der Häftlinge beim Stollenbau in Überlingen- Goldbach zur Verlagerung der Rüstungsfirmen Dornier Metallbauten, Luftschiffbau Zeppelin, Maybach Motorenbau und Zahnradfabrik Friedrichshafen unter noch härteren Bedingungen eingesetzt. Bei der Schließung des Lagers Oberraderach im September 1944 wurden insgesamt 762 Häftlinge über Dachau in andere Konzentrationslager verbracht.
Text: J. Oellers
Literatur: Raimund Hug-Biegelmann: Friedrichshafen und die Wunderwaffe V2: Das ehemalige Wehrmachtsgelände bei Raderach und die Luftschiffbau Zeppelin GmbH, in: Leben am See XI, 1994, S. 302-316.
Aufsatz zur Entstehung und zur künstlerischen Gestaltung der Gedenkstätten in Friedrichshafen