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Gräber als Shoa-Zeugen

Ulm: Abteilung III Neuer Friedhof

1899 wurde der jüdischen Gemeinde ein Teil des Friedhofes an der Stuttgarter Str. zur Bestattung ihrer Verstorbenen zugestanden. Dieses Terrain hat 8 Abtlg.. Das Gräberfeld III ist das davon bemerkenswerteste. Bis in die NS-Zeit hinein fanden hier im oberen Teil Kinderbestattungen statt, im unteren Teil finden sich späte reguläre Erwachsenengräber aus der NS-Zeit. In Reihe 7 und 8 dokumentieren karge Grabsteine, kleine gebrannte Ziegel die Verstorbenen der Alterslager der Region. Markant für Feld III sind die Gräber, die das Nachspiel der Shoa dokumentieren: von 1945-49 lebten tausende jüdischer „Displaced Persons“ in Lagern in Ulm. Sie hatten KZs, Todesmärsche und Verschleppung nach Sibirien überlebt – viele starben hier an den Folgen dieser Schrecken. Unter den sichtbaren Gräbern finden sich die von Altersgenossinnen von Anne Frank wie Edith Weinmann (III/5/3) und sehr viele verstorbene Kinder aus den Jahren 46-49: Auswirkungen der Shoa auf die Mütter in der Zeit danach. Die volle Wirklichkeit des Feldes III wird jedoch erst durch die unsichtbaren Gräber enthüllt: zwischen den Reihen 1 u, 2, 4 u.5 und in Reihe 6 liegen viele Tote, meist Kinder, ohne Stein verscharrt. Insgesamt 40 Verstorbene aus der Nachkriegszeit sind hier unsichtbar bestattet. Nichts erinnert bislang an deren Schicksal. 1949 wurden die jüdischen DP-Lager in Ulm aufgelöst – die Erinnerung an die Gräber ging verloren.

Text: Ch. Maihöfer

 

Quelle: Dokumentation Jüdische Grabstätten auf dem israelitischen Teil des „Neuen Friedhofs“ Ulm, Stadtarchiv Ulm/Schubart-Gymnasium, Ulm 1994

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