Galerie der Aufrechten
Bekannte und unbekannte Menschen des Widerstands gegen den Nationalsozialismus
Die „Galerie der Aufrechten“ ist ein Projekt, das vom Studentenwerk Weiße Rose e.V. getragen wird. Es ist von seinem ehemaligen Vorsitzenden Prof. Dr. Wolfgang Marcus initiiert worden.
Die Galerie besteht momentan aus mehr als 60 Porträts von Menschen des Widerstands gegen die NS-Gewaltherrschaft und von Opfern des NS-Regimes. Diese Menschen stehen etwa zur Hälfte durch Herkunft oder Tätigkeit in Bezug zum deutschen Südwesten, zur anderen Hälfte stammen sie aus dem gesamten damaligen Reichsgebiet. Dadurch setzt die Ausstellung einen Schwerpunkt auf Regionalität und erreicht gleichzeitig einen hohen Grad an Repräsentativität für den NS-Widerstand insgesamt.
Über 30 Künstlerinnen und Künstler haben sich in ihren Werken den Menschen des Widerstands genähert, um Empathie zu wecken und die biographische Vielschichtigkeit der Unangepassten darzustellen.
Im deutschen Südwesten lagen zwar weder die Kommandozentralen der Nationalsozialisten noch die großen innerdeutschen Konzentrationslager. Hier begann aber in Grafeneck die Vernichtung menschlichen Lebens. Gleichzeitig gab es hier den vielgestaltigsten Widerstand – von Attentätern, Christen und Juden, von den Studenten der Weißen Rose, von Rettern, von geistigen Vordenkern und Pädagogen, von Menschen aus dem politischen und militärischen Bereich, von Arbeitern und Gewerkschaftlern.
Dazu kommen – speziell aus Oberschwaben – bisher unbekannte Menschen aus verschiedenen Gruppen von Opfern der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.
Die Ausstellung soll am jeweiligen Standort immer durch ein Schulprojekt begleitet werden. Das Ergebnis des Schulprojekts soll dann innerhalb der Ausstellung entsprechend gewürdigt werden.
Die Ausstellung kann ausgeliehen werden - ggf. auch in Teilen. Das Ausleihen ist kostenlos. Transport und Versicherung wird vom Studentenwerk Weiße Rose e.V. organisiert. Die Kosten müssen vom Veranstalter getragen werden. Aufhängung und Werbung vor Ort ebenfalls. Gerne können wir dabei unterstützen.
Bei Interesse oder weiteren Fragen wenden Sie sich bitte direkt ans Studentenwerk oder an uns!
Studentenwerk Weiße Rose e.V.
Geschäftsführer Philipp Stäbler
Briachstr. 10, 88250 Weingarten
www.studentenwerk-weisserose.de
philipp.staebler@studentenwerk-ev.de
Tel. 0751-560838-13, Fax 0751-560838-14
Austellungsorte
Rebecca Marent
Rudolf Kurz
Sigrun C. Schleheck
Clemens Hövelborn
Dominik Zehle
Rebecca Marent
Sohn Hans-Bernd:
* 1905, ✝ 1944
Sohn Werner: * 1908, ✝ 1944
Künstlerin
Rebecca Marent
Renata Jaworska - VG Bild Kunst
Peter Huemer
Sigrun C. Schleheck
Harald Herrmann
Margit Glaser
Nikolaus Mohr
Sigrun C. Schleheck
Wiebke Herrmann
Harald Herrmann
Dieter Groß
Tina Wohlfarth
Nikolaus Mohr
Léonie Wedel
Nikolaus Mohr
Berit Mücke
Hubert Kaltenmark
Zu den hier gezeigten Menschen des christlichen Widerstands gehören Amtsträger und Laien beider christlicher Konfessionen, Nonnen und Mönche, radikale Pazifisten. Sie stammten oft aus christlich orientierten Elternhäusern oder besonders stark kirchlich geprägten Regionen.
Es stärkte sie der Zusammenhalt mit Gleichgesinnten in Vereinigungen wie dem Pfarrernotbund und der Bekennenden Kirche, dem katholischen Bund Neudeutschland, der Christkönigsgesellschaft, dem Internationalen Versöhnungsbund, katholischen Orden und Freundeskreisen. Manche von ihnen pflegten auch Kontakte zu anderen Widerstandsgruppen.
Diese Menschen verteidigten die Freiheit des Glaubens und der Kirche gegen den totalitären Herrschaftsanspruch des Nationalsozialismus, lehnten die rassistische, militaristisch-nationalistische NS-Ideologie als unvereinbar mit christlichen Werten ab, engagierten sich für Verfolgte, nahmen Stellung gegen Verfolgung und Euthanasie, verweigerten den Kriegsdienst. Sie folgten ihrem Glauben und riskierten dafür ihr Leben.
Menschen des christlichen Widerstands sind:
Alois Andritzki
Dietrich Bonhoeffer
Alfred Delp
Maria Grollmuß
Michael Lerpscher
Hermann Maas
Max-Josef Metzger
Karl-Hermann Reinmuth
Paul Richter
Josef Ruf
Paul Schneider
Bischof Johannes Baptista Sproll
Edith Stein
Elisabeth von Thadden
Raphael Walzer
Die Weiße Rose bezeichnet eine studentische Widerstandsgruppe in München mit den Geschwistern Hans und Sophie Scholl, Alexander Schmorell, Christoph Probst, Willi Graf, Hans-Conrad Leipelt und dem Professor Kurt Huber.
Das Denken dieser jungen Menschen war geprägt von christlichen Prinzipien und der Vorstellung von individueller Freiheit, Menschenwürde und Rechtsstaatlichkeit. Sie wollten ihre geistige Unabhängigkeit und Freiheit gegenüber der Uniformierung des Denkens und der nationalsozialistischen Unterdrückung behaupten, lehnten die rassistisch begründete Unmenschlichkeit der Judenverfolgung und der Kriegsführung ab und übten Kritik an der sinnlosen Fortsetzung des Krieges.
Die Mitglieder dieses Freundeskreises verbreiteten ihre Ideen in Flugblättern und durch Parolen auf Häuserfassaden. Keiner von ihnen überlebte.
Die Arbeit der Weißen Rose München wurde auf Initiative des Studenten Hans Conrad Leipelt von einem Kreis aus studentischen Freunden und Familienmitgliedern in Hamburg unter dem Motto: „Und ihr Geist lebt trotzdem weiter“ fortgeführt. Man spricht heute in der Forschung von der „Weißen Rose Hamburg".
Mitglieder der Widerstandsgruppe Weiße Rose:
Willi Graf
Professor Kurt Huber
Hans-Conrad Leipelt
Christoph Probst
Hans Scholl
Sophie Scholl
Alexander Schmorell
Unter Rettungswiderstand versteht man den Widerstand von Soldaten, Polizisten, von Menschen verschiedener Herkunft und Tätigkeit, die als „Judenhelfer“ und „Judenretter“versuchten, verfolgte Menschen – vorwiegend Juden – vor dem Zugriff der Nationalsozialisten zu schützen und zu retten.
Es waren oft „kleine Leute“, die ihren geringen Handlungsspielraum nutzten, um aus menschlichem Anstand, aus menschlicher Solidarität und Nächstenliebe, aus religiöser Überzeugung heraus human zu handeln. Ihre Hilfe bestand z.B. im Gewähren von Unterschlupf, im Beschaffen von Lebensmittelkarten und falschen Papieren und in der Hilfe beim Grenzübertritt ins sichere Ausland.
Der Widerstand dieser Menschen wurde erst in den letzten Jahren mit dem Ausdruck „Rettungswiderstand“ wissenschaftlich richtig gewürdigt. Heute bezeichnet man sie oft als „Helden der Humanität“. Sie selbst bezeichneten ihr Handeln oft als „selbstverständlich“ oder als „aktiven Anstand“. Sie wollten oft nicht, dass man von ihren Taten ein großes Aufheben machte.
Menschen des Rettungswiderstand sind:
Anna Essinger
Paul Grüninger
Maximilian Kolbe
Gertrud Luckner
Die Entrechtung, Ausgrenzung und Vernichtung der Juden ließ keinen Raum für Widerstand. Manche Menschen widerstanden aber trotzdem – nämlich der Angst um ihr Leben und damit auch dem Terrorsystem der Nationalsozialisten – und lehnten eine Auswanderung bewusst ab. Bei diesen Menschen handelt es sich oft um Juden in führenden Positionen in ihrer Gemeinde, die aus Verantwortung gegenüber den ihnen anvertrauten Glaubensgenossen und Gemeindegliedern freiwillig bei ihnen blieben, um sie auf dem schweren Weg in die Konzentrationslager und den Tod zu begleiten.
Andere drückten als Künstler ihren Widerstand in ihren Liedern und ihren Bildern aus und bewahrten sich so ihre menschliche Würde und Selbstbestimmung.
Menschen jüdischen Widerstehens sind:
Friedrich Adler
Leo Baeck
Naphtali Berlinger
Hans-David Elkan
Mordechai Gebirtig
Otto Hirsch
Janusz Korczak
Franz Moos
Felix Nussbaum
Hugo Rosenthal (Joseph Yashuvi)
Hierbei handelt es sich um Philosophen, Theoretiker des Judentums, Theologen und Pädagogen, die in ihrer Lehrtätigkeit und in ihren Schriften der NS-Ideologie Menschlichkeit entgegensetzten. Damit gaben sie vielen Menschen – besonders auch der deutschen akademischen Jugend – Orientierung und Halt. So haben beispielsweise Mitglieder der Weißen Rose Schriften von Romano Guardini gelesen.
Durch ihre Schriften und ihr persönliches Verhalten boten diese Menschen des geistig-pädagogischen Widerstands ein Vorbild für das Handeln Intellektueller in einer Diktatur.
Menschen des geistigen Widerstands:
Hannah Arendt
Martin Buber
Alois Dempf
Simon Dubnow
Romano Guardini
Kurt Hahn
Zu ihnen gehören Angehörige der konservativ-bürgerlich-christlichen Parteien von der DNVP bis zum Zentrum sowie Mitglieder der SPD und der KPD.
Ihre Ämter reichen vom Stadtverordneten und Oberbürgermeister über Landtags- und Reichstagsabgeordnete bis zu Innenministern und einem Staatspräsidenten.
Gerieten die SPD- und KPD-Politiker durch ihre Aktivitäten – zum Beispiel die Verfolgung staatsfeindlicher rechtsradikaler Bestrebungen schon in der Weimarer Republik - bereits früh in das Fadenkreuz der Gestapo, wurden die Politiker der konservativen Parteien erst im Zusammenhang mit der Verfolgung nach dem 20. Juli 1944 verhaftet.
Die Bedeutung des politischen Widerstands zeigt die Tatsache, dass alle hier gezeigten Politiker ihre Aktivitäten gegen das NS-System mit dem Leben bezahlen mussten.
Menschen des politischen Widerstands sind:
Eugen Bolz
Reinhold Frank
Carl Goerdeler
Julius Leber
Hermann Liebmann
Max Sachs
Bei ihnen handelt es sich um einfache Menschen aus der Arbeiterschaft, die klar die Gefährlichkeit des Nationalsozialismus erkannten. Sie waren in der Gewerkschaftsarbeit verwurzelt und verfolgten das Ziel, gewerkschaftliche Strukturen zu erhalten und die Arbeit der von den Nationalsozialisten am 2. Mai 1933 verbotenen Gewerkschaften in der Illegalität fortzuführen. Auch sie wurden alle von den Nazis ermordet.
Menschen des Arbeiterwiderstands sind:
Georg Elser
Fridolin Endraß
Lilo (Liselotte) Herrmann
Wilhelm Leuschner
Georg Schwarz
Richard Teichgräber
Der Widerstand hoher Offiziere bot die größte Aussicht auf Erfolg bei der Beseitigung Hitlers. Gleichzeitig verlangte er von ihnen einen großen Schritt – den vom Führereid zum Führermord.
Die Beispiele hier zeigen die christliche Verankerung einiger Offiziere, den Widerstand von Anfang an und den Widerstand im Krieg, der in der Ablehnung der verbrecherischen Kriegsführung und der Aussichtslosigkeit der militärischen Gesamtlage begründet war.
Menschen des militärischen Widerstands sind:
Familie von Haeften (Agnes, Hans-Bernd, Werner)
Hans Oster
Claus Schenk Graf v. Stauffenberg
Die Region Oberschwaben bietet anschauliche und eindrucksvolle Beispiele für das Leiden der Menschen unter der NS-Herrschaft. Auch hier mündete der nationalsozialistische Rassismus in „Euthanasiemorde“, in die Deportation und Ermordung von Sinti und Roma und in die Hinrichtung von Zwangsarbeitern wegen „Rassenschande“.
Weitere Opfer gab es unter deportierten Zivilisten, in der Gruppe der Homosexuellen und der Zwangsarbeiter, die auf den Todesmärschen noch kurz vor Kriegsende ermordet wurden.
Zu den Opfern gehören auch jene, die sich das Leben nahmen, um sich in ihrer verzweifelten Situation Selbstbestimmung und Würde zu bewahren.
Die Repräsentanten der Opfergruppen sind:
Auguste Bonal (Todesmarschopfer, Zwangsarbeiter, Franzose)
Mirtek Grabowski (Zwangsarbeiter, Pole)
Franz Klauser (Homosexueller)
Hermann Levinger (Suizidant)
Karl Rueff (T4-Opfer)
Ravensburger Sinti vom Ummenwinkel