Denkstaettenkuratorium NS Dokumentation Oberschwaben
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Campus Weiße Rose
08.11.2013

Mitteilung Nr. 9 - 13 des DENKStättensekretariats

 

Im Fokus: Oberschwaben gedenkt der Reichspogromnacht

Sehr geehrte Mitglieder, sehr geehrte Freunde /innen unseres Denkstättenkuratoriums,


in dieser Mitteilung soll der Hauptakzent auf Fragen der Kommunikation zwischen unseren
Mitgliedern und unserem Sekretariat liegen.
Informationen über örtliche Veranstaltungen unserer Mitglieder nehmen wir dankbar und
mit großem Interesse entgegen. Mit Einverständnis unserer Mitglieder verstehen wir uns als
deren Multiplikatoren, indem wir sie weiter verbreiten und damit ihre Wirkung verstärken.
Zum Gedenken an die Reichspogromnacht des 9. November 1938 finden u.a. in Ulm, Laupheim
und Bad Buchau am 9. November 2013 Veranstaltungen statt. An ihnen nach Möglichkeit
teilzunehmen – dazu laden wir ein.
Die Reichspogromnacht war die Ouvertüre zum Holocaust, an dessen Ende 6 Millionen
jüdischer Menschen in Europa ermordet waren. Anstelle des Bildes einer brennenden
Synagoge setzen wir deshalb das Bild eines mit Oberschwaben verbundenen jüdischen Mädchens
-Käthe Krämer- das der NS-Mordmaschinerie zum Opfer fiel: wie etwa auch die 10.000 anderen
behinderten Menschen in Grafeneck.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

ULM : 19 Uhr Gedenkfeier auf dem Ulmer Weinhof (mit
Rabbiner Trebnik und OB Gönner)

LAUPHEIM : 18 Uhr Gedenken an Zerstörung der Laupheimer
Synagoge (am jüd.Friedhof)

BAD BUCHAU : 18 Uhr Stiftskirche – im Anschluss Schweigemarsch
zum jüd.Friedhof

Die Tätigkeit unseres Sekretariates möchte grundsätzlich als subsidiär zu allen örtlichen
Unternehmungen verstanden werden und nicht als „Einmischung“.
Mit unseren Broschüren und unserer sich weiter entwickelnden Homepage möchten wir
unseren Mitgliedern und an unserer Arbeit Interessierten zusätzliche Anregungen geben
und die Erinnerungsarbeit in unserer Region und darüber hinaus durch ihre Vernetzung
fördern.


1) Unsere BROSCHÜREN: Sie sind selbstverständlich in der Deutschen Nationalbibliothek und
der Stuttgarter Landesbibliothek vorhanden und registriert. Nicht selbstverständlich ist,
dass sie in der Bibliothek von Yad Vashem und der Nationalbibliothek des Staates Israel
offiziell eingestellt und ausgesprochen positiv aufgenommen wurden. Uns liegen
entsprechende Reaktionen der Direktoren der Bibliothek von Yad Vashem Mr. Robert
Rozett und der Nationalbibliothek von Mrs. Stampfer vor. Für seine freundliche
Vermittlung dahin sind wir Dr. Yzhak Heinrich Steiner, em. Prof. der Hebräischen
Universität Jerusalem, den NS-Mördern entgangener Spross der angesehenen jüdischen
Familie Steiner aus Laupheim, zu Dank verpflichtet.
Die damit verbundene Qualitätsanerkennung unserer bescheidenen Broschüren
möchten wir gern den zahlreichen Autoren unseres oberschwäbischen
Gemeinschaftswerkes weitergeben: den Archivaren unserer Gemeinden, Städte und
Landkreise und den beteiligten (Hobby-) Historikern, denen es gelungen ist, die persönliche
Betroffenheit von ihrer Thematik mit der geforderten wissenschaftlichen Genauigkeit und
Objektivität in Einklang zu bringen.
Unsere Broschüren bedürfen bereits nach einem Jahr eines Ergänzungsheftes: neue
Denkorte kommen hinzu und haben Anrecht auf Aufnahme. In der Vollversammlung des
Kuratoriums am 24.01.14 werden sie vorgestellt. Ein zwanzigseitiges Ergänzungsheft soll
zunächst in der Homepage ausgewiesen werden und noch im Jahre 2014 in Druckauflage
erscheinen.


2) Unsere HOMEPAGE –von Frau Thelen (Abteilungsleiterin der LpB Baden-Württemberg)
als „hochinformativ“ bezeichnet - entwickelt sich zum Informationszentrum unserer Arbeit.
Sie soll zu einem gut und schnell erreichbaren offenen kommunikativen Angebot werden
und zu einer Ausgangsplattform für weitere Druckerzeugnisse.
Als Beispiel für die Erweiterungsmöglichkeit unserer Broschüren via Homepage
nehmen wir hier eine Seite aus dem vorgesehenen Ergänzungsheft vorweg: der dem
Exekutionsmassaker im Diepoldshofener Forst gewidmete und bisher von uns übersehene
Denkort in der Ortschaft Diepoldshofen komplettiert das Ensemble der Leutkircher
Denkorte , erhöht sie von vier zu fünf und fordert als Leutkircher Denkortensemble die
Zuordnung zum „Großen Erinnerungsweg Oberschwaben“ heraus.

 

Denkort am Ravensburger Erinnerungsweg:
Gedenkstätte bei Diepoldshofen (Leutkirch)

 

 

 

 

 

 

 

An der Straße von Diepoldshofen nach Bauhofen am
Rande eines Waldvorsprungs erinnert ein Steinkreuz
an die Grabstätte von 15 deutschen Soldaten, die am
26. April 1945, zwei Tage vor dem Einmarsch der
französischen Truppen, im Diepoldshofener Wald
erschossen wurden. Am Ort der Hinrichtung steht seit
1995 ein Gedenkstein.
In der Nacht vom 24. auf den 25. April 1945 war
Hauptmann Otto Siebler, Kommandeur des
beweglichen Heeresgefängnisses der 19. Armee mit
120 Strafgefangenen der Wehrmacht von Waldkirch
über Heuberg, Sigmaringen und Waldsee nach
Diepoldshofen gekommen und hatte dort in der Grössermühle für zwei Tage Quartier gemacht.
Unter den Gefangenen befanden sich 45 zum Tode verurteilte Soldaten. 15 davon, junge Männer
im Alter von 20 bis 31 Jahren, ließ Hauptmann Otto Siebler dort im Wald nahe Diepoldshofen am
26. April 1945 erschießen. Siebler setzte damit „pflichtbewusst“ die Vollstreckungsbefehle um, die
ihm am 19. April in einem Bauernhaus in Gallmannsweil im Kreis Stockach ausgehändigt worden
waren. Nur einer der ursprünglich 16 Todgeweihten überlebte, er war rechtzeitig geflohen.
Heute stellt sich die Frage, ob diese 15 zum Tod verurteilten Gefangenen wenige Tage vor
Kriegsschluss wirklich noch sterben mussten. Hätte Siebler den Vollzug ihrer Hinrichtung nicht
noch um einige Tage hinauszögern können?
Gegen Otto Siebler wurden in den 1950er Jahren zwei Verfahren eingeleitet und auch wieder
eingestellt. Siebler wurde damals „ im juristischen Sinne keine Schuld“ nachgewiesen, hatte er
doch zu jener Zeit „rechtskräftige Urteile“ umgesetzt.

Text: N. Siegloch


Literatur:
Artur Angst: Hinrichtung deutscher Wehrmachtsgefangener bei Diepoldshofen im Frühjahr 1945.
Leutkirch 1982.
Die letzten Kriegstage 1945 im Raum Leutkirch. Hrsg. von Elmar Scheffold. Leutkirch 1985
50 Jahre danach. 1945-1995 Ereignisse, Erlebnisse, Schicksale. Beiträge in der Schwäbischen
Zeitung Leutkirch, Isny, Bad Wurzach. Bearbeitet von Elmar Scheffold. Leutkirch 1995


Wir wünschen Ihnen
einen guten Übergang in den Advent


Herzlich Ihr/Euer
Prof. Dr. Wolfgang Marcus
(für das Denkstättensekretariat)

DENKStättenkuratorium
NS-Dokumentation Oberschwaben

Briachstr. 10, 88250 Weingarten

Tel.: 0751/560838-0
Fax: 0751/560838-14
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