Denkstaettenkuratorium NS Dokumentation Oberschwaben
wechseln zu
Campus Weiße Rose
25.04.2013

Mitteilung Nr. 5 – 13 des DENKStättensekretariats

 

Im Fokus: Stolperschwellen in Weingarten und Bad Buchau

Sehr geehrte Mitglieder und Freunde/innen des DENKStättenkuratoriums,

im 80.sten Jahr der „Machtergreifung“ Hitlers und des damit verbundenen Zivilisationsbruches in unserem Vaterland häufen sich die Gedenkanlässe.

  1. Die Stadt Friedrichshafen und unser Denkstättenkuratorium gedenken am 2. Mai 13 um 18 Uhr auf dem nach Fridolin Endraß benannten Platz des Arbeiterwiderstandes gegen das Naziregime. Die Einladung der Stadt legen wir dieser Mitteilung bei. Da wir vom Kuratorium auch an der um 19 Uhr stattfindenden Gewerkschaftsveranstaltung teilnehmen wollen, sollte unser Gedenken sich sehr zeitkonzentriert auf einen zentralen Gedanken richten:
    wir erweitern unsere –durch die Jahre des kalten Krieges eingeengte und ausgrenzende–Erinnerung und nehmen in Respekt und Dankbarkeit Widerstand und Lebensopfer einer bisher nur am Rande wahrgenommenen Gruppe wahr – der Gruppe um den Dornier-Arbeiter Artur Göritz und um Lilo Hermann. Auch ich als Christ verneige mich vor der Widerstandsmotivation dieser kommunistischen Gruppe , wie ich bisher schon als Sozialdemokrat und Gewerkschafter Fridolin Endraß ehre, den katholischen Pazifisten Josef Ruf , Eugen Bolz, den jüdischen Kantor Naphtali Berlinger aus Buttenhausen und Sophie Scholl aus Ulm : alle von den Nazis ermordet.
  2. Unser DENKStättenkuratorium lädt unsere Mitglieder herzlich ein, am Gedenken an die Opfer von Faschismus und Krieg auf dem KZ-Friedhof Birnau am Samstag, d. 11.Mai 2013 um 17 Uhr teilzunehmen. Hauptredner ist Hans-Peter Storz (MdL). Zuvor können wir um 14 Uhr in Überlingen-West an einer Führung durch den Goldbacher Stollen mit Ossi Burger teilnehmen.
  3. Wer an den Geschehnissen des 17. April in Weingarten teilgenommen hat, berichtet von einem Durchbruch für die Erinnerungskultur in dieser Stadt. Wochenlang medial vorbereitet fand die Stolperstein- und Stolperschwellenverlegung unter beachtlich großer Beteiligung der Bürgerschaft statt. Eine Initiativgruppe, die ihren Ausgang aus einer Schüler-AG nahm, gestaltete den Rahmen der Verlegungsaktionen. Die Stadt besann sich auf einen im KZMauthausen ermordeten Bürger –den Arbeiter Joachim Brunner- aus ihren Mauern. Ihr wurde bewusst, dass in ihr 263 Zwangsarbeiter umgekommen sind. Am sogenannten „Russenlager“ in nächster Nähe der Basilika liegen jetzt zwei Stolperschwellen. Eine mit folgendem Text:
    „Unterhalb der Basilika mit ihrer Passionsreliquie litten und starben Menschen
    Herr erbarme Dich unser und schenke den Verstorbenen Freiheit in Deinen ewigen Wohnungen“

    Im Festsaal der Pädagogischen Hochschule wurden Teile der „Mauthausen-Kantate“ von Mikis Theodorakis aufgeführt und eine gerade anwesende Studentengruppe aus der weißrussischen Partneruniversität Brest zeigte sich emotional sehr ergriffen und dankbar, wie hier ihrer Landsleute gedacht wurde.
  4. An diesem „Weingarten-Tag“ gab es am Nachmittag noch eine bedeutende Stolperschwellenverlegung in Bad Buchau. Zu den schon lange bestehenden Denkorten - dem jüdischen Friedhof / „guter Ort“ und dem Platz, an dem die Synagoge stand - kam am Ort des früheren Bahnhofs eine Stolperschwelle hinzu, mit der des Deportations- und des Zwangsausreiseschicksals der Buchauer Juden gedacht werden soll. Auch hier eine gute Beteiligung vor allem von Schülern, die Anwesenheit des Landesrabbiners Netanel Wurmser und das Erlebnis einer guten Solidarität. Die Gesellschaft für christlich-jüdische Begegnung in Oberschwaben und der Goldbacher Stollen Verein traten Charlotte Mayenberger, der Repräsentantin für die Erinnerung an das jüdische Buchau, mit kräftiger Finanzhilfe zur Seite. Ohne diese Hilfe hätte dieser neue Ort des Gedenkens schwerlich entstehen können.

Bis zur nächsten Mitteilung
Herzlich Ihr Prof. Dr. Wolfgang Marcus (für das DENKStättensekretariat)


Anlagen

Einladung zur Gedenkveranstaltung in Friedrichshafen am 02. Mai 2013

Bericht über die Stolperschwellenverlegung in Bad Buchau

DENKStättenkuratorium
NS-Dokumentation Oberschwaben

Briachstr. 10, 88250 Weingarten

Tel.: 0751/560838-0
Fax: 0751/560838-14
E-Mail: info@dsk-nsdoku-oberschwaben.de
Web: www.dsk-nsdoku-oberschwaben.de