Denkstaettenkuratorium NS Dokumentation Oberschwaben
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Campus Weiße Rose
01.12.2014

Mitteilung Nr. 11 - 14 des DENKStättensekretariats

Im Fokus: Hinweise auf Arbeitsschwerpunkte im 1. Quartal 2015; Wertung der Presseberichterstattung vom 9. November in Hohenems (A); Mariaberg/ Gammertingen erinnert sich der Mordaktion an seinen Bewohnern; die Enkelgeneration jüdischer KZ-Häftlinge aus dem Lager Hailfingen verfolgt die Spuren ihrer Großväter; Wangen i. Allgäu gibt künstlerisches Erinnerungszeichen in Auftrag; Erinnerung an Christoph Probst; Interview des Staatsanzeigers mit Prof. Marcus.

 

Sehr geehrte Mitglieder, liebe Freunde/innen unseres

Denkstättenkuratoriums,

 

zu Beginn der Adventszeit wünschen wir Ihnen Stunden der Besinnlichkeit und

Gelegenheiten zum Erinnern.

 

1)    Die Einladung zu unserer Kuratoriums-Vollversammlung am 16. Januar 2015 wird Ihnen mit der Mitteilung Nr. 12 – 14 noch vor Weihnachten zugehen. Für das 1. Quartal 15 zeichnen sich folgende Schwerpunkte ab: wir werden weitere 13 Denkorte in unser Ergänzungsheft einarbeiten, sodass dieses 23 -  in den drei Ausgangsbroschüren noch nicht enthaltene - Denkorte beschreiben wird.

 

Am „Auschwitz-Tag“, dem 27. Januar wird sich die Stadt Aulendorf mit dem Gedenken an das geistige Band, das zwischen Sophie Scholl und vielen anderen Lesern mit der Versandbuchhandlung von Josef Rieck durch Vermittlung regimekritischer Literatur entstanden war, in geistesgeschichtlich erinnerungswürdiger Weise in unser Kuratorium eingliedern. „Gewissensbildung durch Bücher: Sophie Scholl – Josef Rieck“ markiert diesen Vorgang um 18 Uhr am Gebäude Hauptstr. 40, dem früheren Sitz der Buchhandlung. Anschließend wird im nahen Marmorsaal des Schlosses dieses Ereignisses gedacht.

 

Am 12. März 15 , um 9 Uhr wird im Besucherempfangszentrum der Schule Schloss Salem ein Akt historischer Wiedergutmachung an ihren Schulgründern vorgenommen. Mit der Ehrung von KURT  HAHN verbunden ist die Einfügung dieses Denkortes in den „Großen Erinnerungsweg Oberschwaben“.

Der Termin ist gewählt, weil er an die Verhaftung von Kurt Hahn im März 1933 durch die Nazis, an sein anschließendes vergebliches Bemühen, die Schule vor der ideologischen Machtergreifung des NS-Regimes zu bewahren, an seine erzwungene Emigration und an das folgende Jahrzehnt der Schulverformung erinnert.

Die heutige Schule, die wieder im Geist Kurt Hahns zu arbeiten vermag, hat noch lange nach dem Ende des „1000 jährigen Reiches“ unter dem Ruf dieses NS-Jahrzehnts zu leiden gehabt.

Nun aber -nachdem am Gebäude der Schuloberstufe in Spetzgart die Stolpersteine für die Schulabsolventen verlegt sind, die Todesopfer des Nazidiktatur wurden, und nachdemanlässlich der Ereignisse um das Grab der Agnes von Haeften und ihrer im Widerstand gegen Hitler ermordeten Söhne (siehe unsere Berichte zu dem neuen Denkort Herdwangen-Schönach) die unterstützende Nähe Hahns zu diesem Widerstand dokumentiert ist -  wurde es höchste Zeit Kurt Hahn und seiner Schule die Ehre zu erweisen, die ihm und ihr pädagogisch und moralisch zukommt.

 

2)    Über mangelnde Beachtung unserer Arbeit durch die Medien im oberschwäbischen Raum gibt es keinen Anlass zur Klage. Was jedoch das Presseecho in Vorarlberg (Österreich) auf unsere gemeinsame Denkstättenarbeit mit der Stadt Hohenems (A) und dem Jüdischen Museum Hohenems anlangt, sprengt den uns gewohnten Rahmen. Von allen Tageszeitungen bis zum ORF- Fernsehen und Rundfunk (Link) wurde die Tatsache beachtet, dass Stadt und Museum am 9. November, dem Gedächtnistag der „Reichspogromnacht“, ihre Zugehörigkeit zu unserem Kuratorium durch eine Feier in Anwesenheit des Präsidenten des Landtags Harald Sonderegger und von Nationalrat Harald Walser mit einer Gedenktafel am Salomon-Sulzer-Saal, der früheren Synagoge im „Jüdischen Viertel“ besiegelt haben.

Der heurige Träger des Vorarlberger Wissenschaftspreises, der Historiker Meinrad Pichler lieferte mit seinem Vortrag „Die Macht des Vorurteils oder der Weg in den Nationalsozialismus. Vorarlberg als Beispiel“ eine Abrechnung mit antisemitischen Strömungen und Grundhaltungen in Österreich und Vorarlberg , die schon deutlich vor dem Nationalsozialismus diesem den Boden bereitet hatten.

Mit Veranstaltungen dieser Art weist sich Hohenems nicht nur für Österreich sondern auch für Deutschland als Gemeinwesen vorbildlicher Vergangenheitsaufarbeitung aus.

 

3)    Zusammen mit der Gemeinde von Mariaberg Gottesdienst feiern und der in Grafeneck ermordeten 61 Schwestern und Brüder aus dieser diakonischen Einrichtung gedenken zu können, wird für Überlebende des Krieges und der NS-Gewaltherrschaft wie für die später Geborenen zu einem berührenden Ereignis. Das ist diesmal auch so gewesen. Das Kuratorium dankt allen, die dieser Gemeinde im Alltag und an Festen dienen.

 

4)    Die Gedenkstätte Tailfingen konnte weiter ausgebaut werden und aus diesem Anlass Enkel jüdischer KZ-Häftlinge begrüßen, die sogar aus Australien ins Gäu gekommen waren. Eine Gelegenheit für unser Denkstättensekretariat mitzufeiern und Respekt allen für die Gedenkstätte Arbeitenden auszudrücken.

 

5)   Zur großen Freude erhielten wir aus Wangen die Nachricht, dass die Stadt dem Künstler Neustifter den Auftrag zu einem „Erinnerungszeichen“ erteilt hat. Erinnern statt Verdrängen ist die dahinterstehende Intention für die unser Kuratorium ihrem Mitglied - der Stadt Wangen - herzlich dankt.

 

6)   Am 6. November wäre Christoph Probst (Weiße Rose) 95 Jahre alt geworden. Der Artikel aus dem Murnauer Tagblatt soll daran erinnern.

 

7)   Interview des Staatsanzeigers mit Prof. Marcus.

 

 

Adventliche Grüße

 

Ihres/Eures

 

Prof. Dr. Wolfgang Marcus

(für das DENKStättensekretariat)

 

Anhang

 

 

DENKStättenkuratorium
NS-Dokumentation Oberschwaben

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