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Naphtali-Berlinger-Haus – Ein Mann der Weisheit und der Thora

Denkstätte Widerstand Weingarten – Widmungshäuser

Naphtali Berlinger wurde am 4. Dezember 1876 in Braunsbach am Kocher geboren. Nach seinem Studium trat er 1902 eine Stelle als Lehrer und Vorsänger in Hohebach an, bevor er 1908 nach Buttenhausen umzog, in die Heimat seiner Frau Hanna, die er 1901 geheiratet hatte. Sehr schnell erwarb sich Berlinger in seiner neuen Gemeinde durch seine Klugheit und seinen unerschütterlichen Glauben großen Respekt.

Mit Beginn der NS-Diktatur trafen auch Berlinger die ersten Schikanen. 1933 wurde er aus dem Schuldienst entlassen, wenig später musste er auch seine Dienstwohnung aufgeben und mit seiner Familie ins Rabbinatsgebäude umziehen. 1934 starb Berlingers Frau Hanna an einem Gehirnschlag und ließ ihren Mann mit 8 Kindern allein zurück. Im Zuge des Novemberpogroms brannte auch in Buttenhausen die Synagoge ab; Berlinger musste dem machtlos zusehen.

Während es fast allen Kindern Berlingers gelang, rechtzeitig ins Ausland zu emigrieren, wollte er in der schweren Zeit bei seiner Gemeinde bleiben. So wurde er mit dem letzten Transport Buttenhausener Juden am 22. August 1942 ins KZ Theresienstadt deportiert, wo er ein halbes Jahr später verstarb. Aus 4 Briefen, die er von dort an seine Kinder schrieb, geht hervor, dass er den schweren Weg mit Gottvertrauen zu Ende ging.

Text: Eberhard Zacher

1) Deigendesch, Roland (Hrsg.), Juden in Buttenhausen, Ständige Ausstellung in der Bernheimer‘schen Realschule, Ausstellungskatalog, Münsingen 2004
2) Efinger, Manfred, Das Leben des Dr. Jakob Berlinger, in: Münsinger Jahrbuch, hrsg. vom Geschichtsverein Münsingen, 3./4. Jg. 1010/11
3) Friz, A., Geschichte und Entwicklung der Juden in Buttenhausen, Diss. Hohenheim, 1938

4) Gut, Jetta, Zürich, Brief vom 26.3.1980 an die Klasse 10b der Realschule Engstingen
5) Marx, Werner L., The history of a former German-Jewish Community, Personal reflections and recollections, 1996

6) Randecker, G., Juden und ihre Heimat Buttenhausen, Hrsg. von der Stadt Münsingen, 1987
7) Weglein, Resi, Als Krankenschwester im KZ Theresienstadt, Erinnerungen
einer Ulmer Jüdin, hrsg. von Silvester Lechner und Alfred Moos, Schriftenreihe des Dokuzentrums Oberer Kuhberg e.V., Bd. 2, Stuttgart 1988
8) Zacher, Eberhard, Der Pogrom des 9./10. November 1938 in Buttenhausen, in: Münsinger Jahrbuch, 2.Jg., hrsg. vom Geschichtsverein Münsingen 2009
9) Zacher, Eberhard, „Wir als Juden können diese Zeit nie vergessen“, Die Juden von Buttenhausen - Vom Leben und Untergang einer Landgemeinde
in Württemberg, Materialien der Landeszentrale für politische Bildung, Stuttgart, 2. Auflage 2013

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