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Campus Weiße Rose

Haus Ummenwinkel Ravensburger Sinti

Denkstätte Widerstand Weingarten – Widmungshäuser

Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde Ravensburg für zahlreiche Sinti-Familien zum Ausgangspunkt für ihre gewerbliche Tätigkeit und zum Standort ihrer Wägen. Unter den Ravensburger Sinti waren die Familien Reinhardt und Guttenberger, die als Holzschnitzer, Musiker, Schirmhersteller und Handelsleute arbeiteten, besonders stark vertreten. Die Standorte ihrer Wägen waren beim Bruderhaus, bei den Sandsteinhöhlen an der Berger Straße, am Weißenauer Schuttplatz, in der städtischen Kiesgrube, der Oberzeller Straße, der Kanalstraße, an der Mühlbruck und im Ummenwinkel.

1937 wurden die 117 Ravensburger Sinti von den nationalsozialistischen Machthabern ihrer Wägen und damit ihrer Mobilität beraubt und im eigens errichteten Barackenlager Ummenwinkel zusammengepfercht. In dem eingezäunten Lager wurden sie kontrolliert, schikaniert, diskriminiert, zu Zwangsarbeiten gezwungen und zahlreicher Elemente ihrer Kultur beraubt.

Am 13. März 1943 wurden 35 Ravensburger Sinti, Frauen, Männer und Kinder, in das Konzentrationslager Auschwitz- Birkenau deportiert, 29 der Ravensburger Sinti wurden dort ermordet, sechs Ravensburger Sinti haben die Torturen des Vernichtungslagers überlebt.

Trotz dieser traumatischen Erfahrungen haben die Ravensburger Sinti nach dem Zweiten Weltkrieg im Ummenwinkel eine neue Lebensgrundlage aufgebaut.

Auf Anregung von Dorothea Kiderlen wurde in Zusammenarbeit mit den Ravensburger Sinti, der Stadt Ravensburg und der Pfarrgemeinde St. Jodok im Jahre 1999 ein Mahnmal zur Erinnerung an die in Auschwitz ermordeten Ravensburger Sinti errichtet. Den Namen der 29 Opfern der NS-Gewaltherrschaft ist der Text vorangestellt: Zum Gedenken an die 29 Ravensburger Sinti, die am 13. März 1943 in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportiert und in den Jahren 1943 und 1944 ermordet wurden. Sie alle waren Bürgerinnen und Bürger der Stadt Ravensburg und gehörten zur Pfarrgemeinde St. Jodok.

Text: Andreas Schmauder

Zur NS-Opfergruppe der deutschen und europäischen Sinti und Roma:

In unmittelbarer Nähe des Berliner Reichstags erinnert eine würdige Gedenkstätte an den Genocid, den der NS-Rassenwahn an 500000 Roma und Sinti im zeitweiligen europäischen Machtbereich der Nazis zwischen 1941 und 1945 vorgenommen hat, und dem auch die Ravensburger Sinti aus dem Ummenwinkel zum Opfer fielen.

Geschätzt sechs Millionen Romanes sprechende Menschen leben heute in den Staaten der EU ohne eigenen Nationalstaat und als sozialschwache, weithin diskriminierte Minderheit. Die Definition eines „sicheren Herkunftslandes“ geht an ihren Lebensumständen völlig vorbei. Ihre jeweiligen Mehrheitsvölker und deren Staaten sind ihnen gegenüber zunächst im Obligo. Darüber hinaus aber schuldet die europäische Union ihnen Subsidiarität in einem gemeinsamen europäischen Sozialprogramm.

Download der Gesamtbroschüren

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