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Die neuzeitliche jüdische Gemeinde und der Weinhof

Ulm

Bis 1806 durften sich Juden in Ulm nicht ansiedeln. Erst mit der Einführung einer relativen Freizügigkeit und Niederlassungsfreiheit zogen nach und nach jüdische Familien nach Ulm. Den Höhepunkt erlebte diese Entwicklung mit der Einweihung der Synagoge im Jahre 1873 am Weinhof. Die Mitglieder der jüdischen Gemeinde assimilierten sich sehr schnell in die Stadtgesellschaft und wurden, trotz mancher antisemitischen Anfeindungen, ein wichtiger Teil der Stadtgesellschaft. Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Aufstieg der Nationalsozialisten verschlechterte sich die Situation sehr rasch.

Die Ulmer Juden wurden ausgegrenzt und aus dem Geschäfts- und Gesellschaftsleben verdrängt. Im Oktober 1938 wurden alle polnisch-stämmigen Juden in der so genannten „Polenaktion“ in das deutsch-polnische Grenzgebiet deportiert. Kurz darauf wurde in der Reichspogromnacht in der Synagoge Feuer gelegt und die jüdischen Männer wurden im Christophorusbrunnen misshandelt, danach inhaftiert und ins Konzentrationslager Dachau verschleppt. Viele mussten über Monate dort bleiben. Zwei Männer verstarben während bzw. kurz nach der Inhaftierung. Die in der Pogromnacht nur leicht beschädigte Synagoge wurde innerhalb weniger Wochen abgerissen.

In der Folge schlug die bisher bereits starke jüdische Emigration in eine regelrechte Massenflucht um. Die noch in Ulm verbliebenen Juden wurden nach und nach in so genannte „Judenhäuser“ zwangsweise umquartiert und ab November 1941 über Stuttgart in die Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert. Als Sammelpunkt diente dabei unter anderem auch das Schwörhaus. Nur wenige überlebten die Lager. Das Gedenkbuch für die Ulmer Opfer des Holocaust verzeichnet 220 Einzelschicksale nach.

An die Leidensgeschichte der Ulmer Juden erinnert heute unter anderem das „Israelfenster“ über dem Eingang des Münsters. Am Weinhof entsteht derzeit die neue Synagoge. In ihrem Umfeld wird auch die Gedenktafel mit den Namen der Ulmer Holocaust-Opfer wieder angebracht werden.

Text: I. Bergmann

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