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"Die Zieglerschen" Euthanasiemorde

Wilhelmsdorf

Am 24. März 1941 hielten die „grauen Busse“ vor den Toren der Taubstummenanstalt in Wilhelmsdorf. 19 Pfleglinge nahmen sie mit – nur einer von ihnen sollte nach Wilhelmsdorf zurückkehren. Die übrigen wurden nur wenige Wochen später in der Tötungsanstalt Hadamar in Hessen vergast. Im Jahr 1943, nach dem Ende der „offiziellen“ Euthanasie, mussten 40 weitere Bewohner Wilhelmsdorf verlassen und wurden nach Zwiefalten und Heggbach gebracht. In Zwiefalten verstarben sechs Pfleglinge noch innerhalb der Kriegszeit, zwei weitere Frauen überlebten die ersten Nachkriegswochen nicht. In Heggbach starben im Kriegsjahr 1944 zwei Wilhelmsdorfer Kinder. 1985 begann die Wilhelmsdorfer Künstlerin Christine Fausel mit einer Gruppe von Bewohnern zu malen. Daraus entstand eine Gedenktafel, ein Tryptichon für die 18 ermordeten Pfleglinge. Es findet sich mitten in Wilhelmsdorf, im Eingangsbereich des Hauses „Höchsten“. Ein weiterer Gedenkort befindet sich in Wilhelmsdorf auf dem Friedhof: ein Mahnmal, das mit dem Wort „Vor Gott ist nicht einer vergessen“ an die 18 Opfer erinnert. Im Jahr 1985 begann auch die Aufarbeitung der Ereignisse aus noch vorhandenen Akten. Der damalige Heimleiter Dietrich Berg recherchierte gründlich, nannte die Namen und beschrieb den Weg der 18 Bewohner in den Tod. Berg machte auch öffentlich, dass der damalige Hausvater Heinrich Hermann ein entschiedener Gegner der Euthanasie war und sich geweigert hatte, die Meldebögen auszufüllen, die den sicheren Tod seiner Pfleglinge bedeuteten. Doch verhindern konnte Hermann die Morde nicht. Zum 70. Jahrestag der Euthanasie-Morde in Wilhelmsdorf hat die Historikerin Inga Bingvon Häfen in einer ausführlichen Untersuchung die Ereignisse noch einmal aufgearbeitet.

Text: Ch. Schrade

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