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Der "Russenfriedhof"

Biberach: Memminger Straße

614 Frauen, Männer und Kinder, als Zwangsarbeiter aus den Staaten der ehemaligen UDSSR nach Oberschwaben verschleppt – darunter auch mindestens 146 sowjetische Kriegsgefangene, im Lager Lindele zumeist an Unterernährung zugrunde gegangen und später umgebettet – liegen hier bestattet.  Der „Russenfriedhof“ wurde 1949 von der damaligen französischen Besatzungsmacht angelegt. Nach einem langen Schattendasein wurde der Friedhof durch die Biberacher Gruppe der katholischen Friedensbewegung Pax Christi als Mahnmal zur Versöhnung mit den Ländern Osteuropas neu gestaltet.

Ursprünglich gab es für die Toten lediglich Nummernpflöcke Nr. 1 bis 614. Unter dem Motto „gebt den Namenlosen ihre Namen wieder“ konnten 572 Namen in Archiven der Stadt und der ehemaligen deutschen Wehrmacht ausfindig gemacht werden. Der Künstler Otl Aicher gestaltete die 572 Namenstafeln, die dem Friedhof zusammen mit dem orthodoxen  Kreuz sein heutiges würdevolles Aussehen verleihen. Spenden von Bürgern, Zuschüsse von der Stadt Biberach, dem Land Baden-Württemberg und dem Landkreis ermöglichten diese Umgestaltung zu einer würdigen Gedenkstätte. Auf Grund eines Berichts in der sowjetischen Tageszeitung „Iswestja“ v. 22.04.1989 über den Biberacher „Russenfriedhof“ erfuhren Familienangehörige, dass ihre Familienmitglieder in Biberach bestattet sind. Ein Hinterbliebener besuchte darauf hin die Gräber seiner Verwandten in Biberach. Die Zeitung der ehemaligen sowjetischen Streitkräfte berichtete ausführlich vom „Russenfriedhof“ in Biberach.

Text: Berthold Seeger

 

Literatur: Adler, Reinhold: „Das war nicht nur Karneval im August“. Das Internierungslager Biberach an der Riß 1942-1945. Geschichte – Hintergründe, Biberacher Studien Bd. 6, Biberach 2002; Moskin. Marietta: „Um ein Haar. Überleben im Dritten Reich“, cbt 30212, 2005

Download der Gesamtbroschüren

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