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Das "Lager Lindele", ein Kriegsgefangenen- und Interniertenlager

Biberach

Die im Entstehen befindliche Denkstätte „Lager Lindele“ diente seit Juni 1939 der Wehrmacht als Kaserne. Nach Beginn des Krieges bis September 1942 wurde das Lager nacheinander zur Unterbringung von britischen Offizieren, sowie französischen, sowjetischen und serbischen Kriegsgefangenen verwendet. 26 britischen Offizieren gelang im September 1941 die Flucht durch einen Tunnel. Vier gelangten über die Schweiz nach Hause. Mindestens 146 sowjetische Soldaten starben an Unterernährung. (Siehe: „Russenfriedhof“)

Seit Herbst 1942 bis Kriegsende waren etwa 1.000 Zivilisten von den Kanalinseln Jersey, Guernsey und Sark hier interniert, überwiegend ältere Männer sowie Frauen und Kinder. (Siehe: Wurzacher Schloss) Die Wehrmacht übergab das Lager im Dezember 1942 dem Württembergischen Innenministerium. Schutzpolizei bewachte es. Ein britischer Lagerkapitän und gewählte Barackenälteste leiteten die inneren Lagerverhältnisse. Das Auswärtige Amt hatte die Oberaufsicht. Internationale Hilfsorganisationen versorgten die Insassen. Sechszehn ältere Männer und Frauen sowie drei Kleinkinder überlebten die Internierung nicht. Sie wurden auf den Friedhöfen in Biberach und Ochsenhausen bestattet. Im gleichen Zeitraum kamen 27 Kinder zur Welt.

Gegen Kriegsende wurde das Lager Sammelstation für den Austausch von Häftlingen mit Beziehungen zu Großbritannien und den USA. Im November 1944 kamen 149 nordafrikanische Juden aus dem KZ Bergen-Belsen. Im Januar 1945 folgten 133 deutsch-österreichische Juden aus Holland, die an einem deutsch-amerikanischen Austausch nicht mehr teilnehmen durften. Aus dieser Gruppe verstarben sieben Männer, deren sterbliche Überreste 1945/46 auf den jüdischen Friedhof Laupheim überführt wurden. Französische Truppen befreiten das Lager am 23. April 1945. Seit 2002 erinnert auf dem Stadtfriedhof ein Denkmal an die Toten des Lagers.

Text: Reinhold Adler

 

Literatur: Adler, Reinhold: „Das war nicht nur Karneval im August“. Das Internierungslager Biberach an der Riß 1942-1945. Geschichte – Hintergründe, Biberacher Studien Bd. 6, Biberach 2002; Moskin. Marietta: „Um ein Haar. Überleben im Dritten Reich“, cbt 30212, 2005

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