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Stolpersteine für Familie Levi

Standort Überlingen: Münsterstraße 12

Wilhelm Levi eröffnete 1891 in der Münsterstraße 12 in der besten Innenstadt-verkaufslage in Überlingen ein Textilgeschäft, er stammte aus Mühringen bei Horb, seine Frau Hannchen aus Buttenhausen bei Münsingen. Die Levis wurden angesehene Bürger der Stadt und schon 1909 wurde Levi in den Bürgerausschuss gewählt. Der erste Sohn Karl Levi fiel als Soldat im Ersten Weltkrieg vor Verdun, der zweite Sohn Viktor heiratete die Jüdin Julie Weil aus Stockach, 1924 wurde die Tochter Hannelore und 1926 wurde Margot geboren.

Im Dritten Reich begannen die christlichen Textilhändler den jüdischen Konkurrenten zu verdrängen. Für seine Kunden gehörte Mut dazu, bei Levi einzukaufen. Nach der Pogromnacht 1938 wurde Viktor Levi verhaftet und ins KZ Dachau gebracht, er wurde unter der Bedingung freigelassen, dass er sein Haus und seinen Laden verkaufte und mit seiner Familie auswanderte. Die Töchter Hannelore und Margot konnten im Rahmen des „Kindertransports“ nach England ausreisen.

Die Levis verkauften im Dezember 1938 Grundstück und Haus nicht an einen Konkurrenten, sondern an den Nachbarn, der dadurch sein Café vergrößern konnte. Der Bürgermeister Dr. Albert Spreng notierte im Dezember 1938 stolz in der Stadtchronik: „mit diesen Verkäufen ist der Überlinger Hausbesitz völlig frei von jüdischem Eigentum geworden“. Das Warenlager ging an die Konkurrenten, der Verkaufserlös wurde für die „Judenvermögensabgabe“, die „Reichsfluchtsteuer“, die „Umzugsgutabgabe“ und andere Abgaben aufgebraucht. Am 25. August 1939 verließen Wilhelm, Viktor und Julie Levi die Stadt Überlingen und Deutschland. In England trafen sie ihre Enkelinnen bzw. Kinder.

In Louisville, Kentucky in den USA fanden sie eine neue Heimat. Wilhelm Levi starb dort 1952, sein Sohn Viktor 1977, seine Schwiegertochter Julie 1971. Nur Hannelore kam noch einmal 1946 nach Überlingen, mit amerikanischer Uniform. Hannelore starb 2007, ihre Schwester Margot 2009.

Text: Oswald Burger

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