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Jutta Limbach: Würdigung des Widerstands „einfacher Leute“ (aus Anlaß der Elser Skulptur)

Denkstätte Widerstand Weingarten – Widmungshäuser

„Keiner der Attentäter, die Hitlers Leben gewaltsam beenden wollten, ist so missachtet und unterschätzt worden wie Georg Elser. Vielen erschien es undenkbar, dass sich ein einfacher Mann aus dem Volke zu einer solchen Tat aufraffen und – völlig auf sich gestellt – das Todeswerkzeug konstruieren und installieren konnte. Man bezweifelte vor allem, dass ein aus einfachsten Verhältnissen stammender Handwerksgeselle die Gefahr erkannt hat, die die Herrschaft Hitlers für den Weltfrieden bedeutete. Doch der unersättliche Expansionsdrang Hitlers war sein erklärter Beweggrund zur Tat. Diese Voraussicht künftigen Unheils beschämte offenbar – man möchte fast sagen: kränkte – all jene, die den verbrecherischen Charakter des Nationalsozialismus angeblich nicht oder zu spät erkannt haben. Hier liegt wohl der tiefere Grund dafür, dass Elsers Anschlag auf Hitler gern vergessen oder auf angebliche Hintermänner zurückgeführt worden ist. Denn Elsers Feinnervigkeit und Entschlusskraft stellten die Glaubwürdigkeit und den Verantwortungssinn vieler seiner Zeitgenossen in Frage. Georg Elser ist uns in vieler Hinsicht ein Vorbild. Er zeichnete sich durch Mut, Verantwortungsbereitschaft und Friedenssehnsucht aus. Dem einfachen Mann aus dem Volke war ein feinfühliges Gewissen eigen. Er nahm sich die Freiheit heraus, als Einzelner einem staatlich gewandeten Rassisten und Mörder das Handwerk zu legen. Nur sehr allmählich hat sich in der Bundesrepublik ein Umdenken angebahnt. Seit den neunziger Jahren sind wir dabei, nicht nur dem „kleinen“ Widerstand, sondern auch einem aufbegehrenden Mann aus dem Volke wie Georg Elser Gerechtigkeit widerfahren zu lassen Der Ungehorsam und die Gegenwehr der „kleinen Leute“ boten moralische Gegenbilder zu dem angstbeherrschten Opportunismus in Zeiten der Diktatur. Das Erinnern an Georg Elser ermahnt uns alle, unsere staatsbürgerlichen Rechte aktiv wahrzunehmen und durch unseren Widerspruchsgeist Eingriffe in Verfassungsrechte abzuwehren. Auf dass wir staatlichen Machtmissbrauch nicht erst dann abzuwehren versuchen, wenn es zu spät ist, weil bereits Angst und Schrecken das gesellschaftliche Denken und Meinen beherrschen.“

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