Denkstaettenkuratorium NS Dokumentation Oberschwaben
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Campus Weiße Rose
27.02.2012

Mitteilung Nr. 3 – 12 des DENKStättensekretariats

 

Im Fokus: Vorbereitung unserer Broschüren zu Denkorten an Oberschwäbischen Erinnerungswegen

Sehr geehrte Mitglieder und Freunde unseres DENKStättenkuratoriums,
betrachten Sie diese Mitteilung bitte als Mitteilung Nr. 3 unseres DENKStättensekretariats in diesem Jahr 2012 und nach der 2. Sitzung unseres Kuratoriums am 20.1.12.
Die Mitteilung Nr. 1 war die Zusendung des Protokolls dieser 2. Sitzung mit zusätzlichen Unterlagen (z.B. Grüninger-Resolution an die Kantonsregierung von St. Gallen).
Die Mitteilung Nr. 2 war die Übersendung der Einladung zur Brückenfeier am 6. Mai 12, 12 Uhr an der Brücke Hohenems-Diepoldsau.
Mit dieser Feststellung verbunden ist die erste inhaltliche Bekanntgabe dieser Mitteilung Nr.3:
a) Unser Sekretariat gibt in unregelmäßigen Abständen und nach Bedarf Mitteilungen an unsere Mitglieder und interessierte Freunde heraus.
b) das Protokoll der 2. Kuratoriumssitzung gilt als genehmigt, da von den bekannten Einspruchsmöglichkeiten kein Gebrauch gemacht worden ist.
c) Alle Träger der beschlossenen und bekannten DENKorte sind gebeten, für die in Arbeit befindlichen Prospekte Texte und Bilder nach folgenden Festlegungen bis spätestens Beginn der Großen Ferien in Baden-Württemberg abzugeben:
pro DENKort steht in der Regel eine Seite zur Verfügung; für eine Seite sind 2/3 Text und 1/3 Bild vorgesehen; der Textanteil sollte ca. 1700 Zeichen umfassen (z.B. 28 Zeilen mit je 62 Anschlägen inklusive Leertasten); vor Abgabe sollten Unklarheiten beseitigt sein (Rückfragen zur Klärung sind über E-Mail oder telefonisch ab sofort möglich, das Sekretariat ist bereit, bei Text und Bild subsidiär zu helfen). Der Textanteil sollte maximal der eigentlichen Sachdarstellung des DENKmals zugute kommen. Für den Servicebereich (Literaturangaben, konkrete Wegbeschreibungen etc.) sollten zwar Angaben geliefert werden, es ist aber davon auszugehen, dass durch einen umfangreicheren Allgemeinteil des Prospekts die DENKortseite entlastet werden kann. Ansonsten kann durchaus etwa an einer DENKortseite des neuen blauen Prospekts der LpB „Gedenkstätten in Baden-Württemberg“
als Muster Maß genommen werden.
d) Der dieser Mitteilung als Anlage beigegebene Text „Zur Systematik der Wege und DENK-orte“ möge allen Textverfassern als Anregung und Hilfe dienen.
e) Als Muster für die vorgesehenen 10 Wegekarten der 5 kreisbezogenen Wege und der 4 „Themenwege“ möge die in der Anlage übersandte Karte des „Großen Erinnerungsweges“ dienen. Schon jetzt sei Herrn Prof. Dr. Andreas Schwab (P.H. Weingarten) recht herzlich für seine Arbeit an den Karten gedankt.
Als Beauftragter für das DENKStättensekretariat wünsche ich allen Mitgliedern und Freunden unseres Kuratoriums und seiner Arbeit ein frohes Osterfest!
Prof. Dr. Wolfgang Marcus
Erinnerungswege und DENKorte zur NS-Dokumentation in Oberschwaben
Zur Systematik der Wege und Orte:

  1.  Es sind fünf kreisbezogene Wege ausgewiesen: für die Landkreise Bodenseekreis, Sigmaringen, Ravensburg, Biberach, ULM –Alb-Donau. An jedem dieser Wege liegen mindestens zehn (bis zu achtzehn) DENKorte. Die Konzeption der kreisbezogenen Wege versucht zu gewährleisten, dass im Verlauf eines (Unterrichts)-Tages die wichtigsten Stationen eines solchen Weges didaktisch sinnvoll einer Schulklasse oder historisch interessierten Gruppen oder Individuen aufgeschlossen werden können. Ferner ist in dieser Konzeption darauf geachtet, dass die in Oberschwaben dokumentierbaren typischen Verhaltens- und Unrechtsmuster des NS-Systems auf jedem kreisbezogenen Weg in mindestens je einem DENKort erfahrbar werden.
  2. DENKorte außerhalb dieser kreisbezogenen Wege gibt es an zwei Zugängen nach Oberschwaben: Im Nordwesten Grafeneck/Buttenhausen/Zwiefalten (alle Landkreis Reutlingen). Im Südosten Diepoldsau/Au (Paul Grüninger Brücke und Grab – CH), Hohenems (Jüdisches Museum/ Jüdisches Viertel – A), Lindau (B).
  3. Aus den ca. 60 DENKorten an den kreisbezogenen Wegen werden die ca. 20 historisch bedeutsamsten an einem „Großen oberschwäbischen Erinnerungsweg“ liegend ausgewiesen. Dieser kann entweder zur Gänze als eine Art Rundweg oder in einer West- oder Ostroute – beide beginnend bzw. endend in ULM oder Friedrichshafen – „ erfahren“ werden. Es ist gewährleistet, dass die in Oberschwaben vorhandenen DENKorttypen auf beiden Routen erlebbar sind.
    Wer alle Stationen des „Großen oberschwäbischen Erinnerungsweges“ kennen lernen will, kann dies innerhalb eines Tages nicht erreichen und sollte sich Tagesziele vornehmen. Praktikable Hinweise und Hilfen hierfür findet der Leser in diesem Prospekt.
  4. Die in seiner Landschaft und Geschichte angelegten Strukturen bringen es mit sich, dass Oberschwaben für den ideologischen und politischen Zugriff des NS-Systems an folgenden Stellen besonders stark tangiert wurde:
    a) als Raum der T4 (Euthanasie-) Aktionen der Nazis (ermöglicht durch zahlreiche psychiatrische Anstalten = frühere Klöster: so liegt mindestens eine T4 Station an jedem kreisbezogenen Erinnerungsweg).
    Da in Oberschwaben weder die Vernichtungslager des Ostens (wie Auschwitz , Belzec, Treblinka et.) noch deutsche KZ vom Format Dachau, Buchenwald, Bergen-Belsen etc. vorzufinden sind – maximal deren „Außenlager“ – ist der DENKort-Typ „Euthanasie-Station“ für die Dokumentation des NS-Systems in Oberschwaben , seiner Ideologie und seiner Praktiken von höchster aufschließender (hermeneutischer) Bedeutung. Der Biologismus, Rassismus, Sozialdarwinismus der Nazis und die mit ihnen verbundene Parole vom „lebensunwerten Leben“ verknüpft historisch die „ Tötungsanstalt in Erprobung Grafeneck“ (mit „nur“ 10000 Ermordeten) mit dem Vernichtungslager Auschwitz ( mit 1 Million Ermordeten).
    b) als Raum, in dem –kriegswirtschaftlich bedingt – besonders viele Zwangsarbeiter aus besetzten Ländern Europas in Industrie und Landwirtschaft eingesetzt wurden (so sind Zwangsarbeiterlager und Zwangsarbeitergräber Orte eines jeden Erinnerungsweges).
    c) Das Landjudentum , seine sich urbanisierende Kultur und sein intellektuelles Potential bis hin zu dem aus ihm hervorgegangenen Nobelpreisträger Albert Einstein hat in Oberschwaben stärker als in anderen deutschen Landschaften Prägekraft entwickelt hier fand der Antisemitismus der Nazis reiches und spezifisches Betätigungsfeld bis zu Vertreibungen, Deportationen und Ermordung (entsprechende DENKorte liegen an allen Erinnerungswegen).
    d) Spezifika der NS-Dokumentation Oberschwabens sind die frühen „Schutzhaft“-KZ auf dem Heuberg und Ob. Kuhberg-Ulm , der hohe Blutzoll, den der Antiziganismus der Nazis den deutschen Sinti abforderte , eine Widerstandsbreite, die von Arbeiterwiderstand bis zu Widerstand aus katholischem Milieu reicht, in den Umkreis der „Weißen Rose“ (Ulm und Krauchenwies) hineinweist und Individuen wachen Gewissens wie Josef Ruf (als Kriegsdienstverweigerer hingerichtet) und Reinhold Frank (als in die Geschehnisse des 20. Juli 44 eingebunden- hingerichtet in Plötzensee) hervorgebracht hat.
  5. Erinnerungswege mit THEMATISCHEN SCHWERPUNKTEN sind auf der Basis der DENKort Typen eingerichtet:
    a) Erinnerungsweg STÄTTEN der GRAUEN BUSSE:
    Gammertingen – Sigmaringen – Wilhelmsdorf – Liebenau – Weißenau – Bad Schussenried – Zwiefalten – Grafeneck
    b) Erinnerungsweg ZWANGSARBEITS-GEDENKEN
    Friedrichshafen – Lager an der Hochstr. - Hauptfriedhof - Oberraderach – Friedhof Birnau – Goldbacher Stollen – / Salem (Polenlinde) - Illmensee-Ruschweiler - Pfullendorf (alternativ für Zwangsarbeit in Landwirtschaft) / – Bad Saulgau – Ostrach (Gräber vom Todesmarsch Albtrauf-Dachau) – Hauptfriedhof Ravensburg – Weingarten (Abteistr. 5)
    c) Erinnerungsweg „JÜDISCHES OBERSCHWABEN“ :
    Jüdisches Museum Hohenems – Ravensburg („Arisierungen“) – Laupheim (Friedhof und „Museum für Christen und Juden“) – Jüdisches Ulm - Bad Buchau ( Jüdisches Viertel / Bahnhof / Friedhof = der „gute Ort“ / Jüdisches Viertel Kappel) – Buttenhausen (Museum / Jüdische Dorfseite /Friedhof)
    d) Erinnerungsweg STÄTTEN WACHEN GEWISSENS
    Krauchenwies (Sophie Scholl) – Ostrach (Reinhold Frank) – Saulgau Hochberg (Josef Ruf) - Raphael Walzer (Ravensburg)

DENKStättenkuratorium
NS-Dokumentation Oberschwaben

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