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Campus Weiße Rose
05.08.2019

Mitteilung Nr. 02 - 19 des DENKStättensekretariats

Im Fokus: Pflege und Erweiterung des Netzwerks des DSK: Verbreitung der Gesamtbroschüre; neuer Denkort in Ehingen, Arbeitskreis in Bodnegg, neue Forschungsergebnisse auf Homepage, Netzwerktagung im März 2020, Gedenkveranstaltung zum 20. Juli in Herdwangen-Schönach; Galerie der Aufrechten in Weingarten; Bildungsarbeit: Beratung von Einzelpersonen, Exkursionen nach Friedrichshafen und Stuttgart ( „Hotel Silber“), Geschichtswanderung auf den Spuren des NS durch Weingarten; Vertretung des DSK auf Landesebene durch Gertrud Graf
 

Sehr geehrte Mitglieder, sehr geehrte Freunde/Innen unseres Denkstättenkuratoriums, heute möchten wir Sie mal wieder über die Aktivitäten des Sekretariats im letzten halben Jahr informieren.

 1. Pflege und Erweiterung des Netzwerks des Denkstättenkuratoriums:

Die Verbreitung unserer im letzten Jahr erstellten Gesamtbroschüre des Denkstättenkuratoriums an die örtlichen Initiativen, Stadtverwaltungen, Büchereien und Schulen ist eine sukzessive Daueraufgabe. Bitte melden Sie sich bei Philipp Stäbler, wenn Sie Broschüren brauchen.   
Erfreulich ist die Tatsache, dass neue Denkorte eingerichtet werden oder ihre Planung in Angriff genommen wird. So wird jetzt in Ehingen auf die Initiative von Veit Feger -  ähnlich wie in Weingarten - durch die Aufstellung einer Stele an 29 Widerständler erinnert, die inzwischen als Namensgeber für die Straßen im neuen Wohngebiet „Rosengarten“ fungieren. In Bodnegg ist durch die Forschungen von Wolf-Ulrich Strittmatter über die Drangsalierung der sogenannten „Judenfamilie“ Schrempp das Bestreben im Ort gestärkt worden, durch die Einrichtung eines Denkorts die Erinnerung an die Opfer der NS-Zeit in Bodnegg zu pflegen. Auf einer von ca. 200 Bodneggern besuchten Veranstaltung konnten Einwände gegen die Erinnerungskultur vor Ort durch den Hinweis entkräftet werden, , dass es bei der Erinnerung nicht so sehr um Anklage als um Gerechtigkeit gegenüber den Opfern,  und um Bekenntnis zu ihrer Menschenwürde und zu anderen Werten unseres Grundgesetzes geht, derer wir uns durch das Gedenken stärker bewusst werden. Inzwischen hat sich in Bodnegg ein Arbeitskreis unter Leitung des BM Frick gebildet.
Um neue Forschungen an bisherigen Denkorten des DSK und an anderen Orten zu erfassen, hat Gertrud Graf einen Brief an alle bisherigen Denkorte geschrieben – mit der Bitte, solche Forschungen und ihre Ergebnisse an uns weiterzugeben, damit wir sie unter der Rubrik „Forschungsergebnisse“ auf unserer Homepage der Öffentlichkeit zugänglich machen können, bis wieder eine Broschüre herausgegeben wird. Inzwischen sind bereits zu eigenen Forschungen von Gertrud Graf zwei weitere Beiträge eingereicht worden.


- aus Ehingen, eingereicht von Walter A. Schaupp: von Wolfgang Schmid  ein Bericht über den Mord an einem polnischen Zwangsarbeiter, eine Dokumentation der Morde an 7 KZ-Häftlingen und ein Bericht über die Zwangsarbeit in Ehingen  

- aus Baltringen, verfasst von Karl Seifert: der Bericht über den Widerstand  des Lehrers Franz Fluhrer und die Rolle des NS-Bezirksschulrats Josef Hörmann
 

Angekündigt sind Berichte:

- aus Riedlingen: eine Recherche über Anton Josef Hörmann,  Kreisleiter in Laupheim, stellvertretender Kreisleiter in Ehingen, Bezirksschulrat,

sowie ein Bericht über den Widerstand von Ludwig Walz, ehemaliger Bürgermeister von Riedlingen, ausgezeichnet als „Gerechter unter den Völkern“

- aus Friedrichshafen: Stadtarchivar Oellers betreibt zusammen mit einer Journalistin eine erweiterte Recherche zu Elsa Hammer, 1943 in Auschwitz ermordet (vgl. https://www.dsk-nsdoku-oberschwaben.de/de/erinnerungswege/ergaenzungsheft/friedrichshafen-stolperstein-fuer-elsa-hammer.html).
Vielen Dank an alle, die sich weiterhin durch solche Recherchen und Berichte um die regionale Erinnerungskultur verdient machen.


Sehr verdient gemacht um die Stärkung des Netzwerk des DSK hat sich im letzten Jahr Prof. Thomas Müller von der Medizinhistorischen Forschungsstelle des ZfP Weißenau. Er organisierte eine zweitägige historische Fachtagung, zu der er Vertreter vieler im DSK zusammengeschlossener Institutionen und Gedenkstätten zum gegenseitigen Kennenlernen und zum Informationsaustausch einlud. Im Moment bereitet er eine Nachfolgetagung vor. Durch einen solchen Austausch im Netzwerk ergeben sich immer wieder neue Ideen für die eigene Arbeit, wie z.B. die Präsentation der Ausstellung des DZOK Ulm über die Wirkung der Sprache der AfD: „Man wird ja noch mal sagen dürfen“. Inzwischen steht der Termin und Ort dieser Tagung fest: 10./11. März 2019 in der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart in Weingarten. Falls Sie Interesse an einer Teilnahme haben, melden Sie sich bitte bei Herrn Müller ( TH.Mueller@ZfP-Zentrum.de ) oder im Denkstättensekretariat.


Am Ende dieses Kapitels soll die Erwähnung der Gedenkveranstaltung  „Erinnerung und Verpflichtung“ stehen, einer von der Reservistenkameradschaft Oberer Linzgau organisierten Veranstaltung zum 75. Jahrestag des Stauffenberg-Putsches in Großschönach bei Überlingen. Diese Veranstaltung fand am 21. Juli statt am Grab der Agnes v. Haeften, Mutter der beiden Brüder Werner und Hans-Bernd v. Haeften, welche am Stauffenberg- Putsch von 1944 in vorderster Reihe beteiligt waren und vom NS-Regime hingerichtet wurden. Dieses Grab war 2014 durch eine erinnerungspolitische Inititiative der Reservistenkameradschaft Oberer Linzgau in Zusammenarbeit mit dem Familienverband von Haeften, der Gemeinde und dem Landkreis denkmalrechtlich als Denkort gesichert worden. Die Gedenkansprache hielt der Kommandeur des Landeskommandos BW Oberst Christian Walking, Grußworte sprachen Angehörige der Familie v. Haeften, der Familie von Stauffenberg und der Archivar des Landkreises Sigmaringen, Dr. Weber.

2. Galerie der Aufrechten: 65 Porträts von NS-Widerständlern


Hinsichtlich der Betreuung der „Galerie der Aufrechten“ ( im Besitz des Studentenwerks „Weiße Rose“ ) konzentriert sich unsere Arbeit gerade auf die  erstmalige Präsentation der Ausstellung in Weingarten in der Akademie der Katholischen Diözese Rottenburg – Stuttgart vom 8. September bis 6. Oktober. Die Vernissage findet statt am 8. September um 11 Uhr und die Finissage am 6. Oktober um 11 Uhr. Zu beiden Veranstaltungen wie zu Führungen  sind Sie heute schon herzlich eingeladen ( siehe auch beigefügter Flyer )- eine gute Gelegenheit für Sie, die Ausstellung mal kennenzulernen, um sie vielleicht auch mal selber mit unserer Unterstützung bei Ihnen präsentieren zu können. Als Guides durch die Ausstellung werden auch Studierende der Fachschaften Geschichte und Kunst der PH Weingarten fungieren. Für den 28. September, 16 Uhr ist als Begleitveranstaltung ein Gespräch mit den Künstlerinnen Marlis Glaser, Renate Jaworska, Kathrin Landa und dem Künstler Nikolaus Mohr vorgesehen.  
Im Vorstand wurde neulich unter Anwendung strenger Kriterien beschlossen, die Ausstellung durch das Porträt des österreichischen Widerständlers Franz Jägerstetter zu ergänzen, der als Kriegsdienstverweigerer aus religiösen Motiv wegen „Wehrkraftzersetzung“ hingerichtet und später selig gesprochen wurde. Über sein Schicksal gibt es inzwischen einen Film „Das verborgene Leben“, der in Cannes ausgezeichnet wurde und in dem Bruno Ganz als Richter in seiner letzten Rolle zu sehen ist. Der Film wird ab Januar 2020 im Kino gezeigt.

3. Bildungsarbeit


a) Immer wieder erweist sich die Beratung von Einzelpersonen bei historischen Recherchen und Prüfungsarbeiten ( z.B. Bachelorarbeiten von PH-Studenten oder Abschlussprüfungen an Schulen ) als fruchtbare Aktivität.


b) Im Februar des Jahres fand die Präsentation der Anne-Frank-Ausstellung statt, die von den Städten Ravensburg und Weingarten getragen und von mehreren Organisationen wie der Gesellschaft für christlich-jüdische Begegnung, den Stellen „Demokratie leben“ der Städte Ravensburg und Weingarten, dem Demokratiezentrum Oberschwaben und dem DSK lange vorbereitet worden war. Besonderes Merkmal dieser durch die Unterstützung der Schwäbischen Zeitung auch in der Öffentlichkeit stark wahrgenommenen Ausstellung war die Tatsache, dass Schülerinnen und Schüler als Peer Guides Schulklassen durch die Ausstellung begleiteten. Diese Peer Guides hatten wir durch Kontakte mit den Geschichts- und Religionslehrern der Schulen im Schussental gewonnen.  


c) Eine sehr schöne Möglichkeit, die Vorteile unseres Netzwerks im DSK zu nutzen, besteht darin, Exkursionen zu benachbarten Gedenkstätten und Denkorten zu organisieren und durchzuführen. So fand am 18. Mai eine in Zusammenarbeit mit dem ASTA der PH Weingarten vorbereitete Exkursion mit Studenten und interessierten Bürgern nach Friedrichshafen statt, wo der Stadtarchivar Herr Oellers die Gruppe zu den Orten führte, die an das Leben, die Arbeit und das Sterben der in der Rüstungsindustrie der Stadt eingesetzten Zwangsarbeiter erinnern. Als weitere Exkursion wird von Weingarten aus eine Fahrt für Studierende und interessierte Bürger nach Stuttgart organisiert, auf der wir am 22. November das „Hotel Silber“, die ehemalige Gestapo-Zentrale Württembergs, besichtigen.


d) Weiterhin erwähnenswert erscheint uns die Vorbereitung einer Geschichtswanderung durch Weingarten, die am 9. November unter dem Titel „ Stadtrundgang durch die Weingartener NS-Geschichte“ in Zusammenarbeit mit der VHS Weingarten stattfinden wird. Die Vorbereitung dieser Geschichtswanderung erfolgt mit Unterstützung des Weingartener Stadtarchivars Uwe Lohmann. Der Rundgang wird natürlich auch zu den Denkorten des DSK, dem Stolperstein für Joachim Brunner in der Wilhelmstraße und die Stolperschwellen für die umgekommenen russischen Zwangsarbeiter in der Abteistraße 5,  führen. Auch zu dieser Veranstaltung am 9. November, 14 Uhr mit Treffpunkt am Martinusbrunnen am Fuße der Basilika sind Sie jetzt schon herzlich eingeladen.

4. Vertretung des DSK auf Landesebene durch Gertrud Graf


Zum Schluss möchten wir noch auf die Arbeit von Gertrud Graf für das DSK eingehen. Über eigene Forschungen  - vor  allem zu den Todesmärschen – hinaus sammelt sie für das DSK – wie bereits erwähnt - weitere Forschungsberichte zur Regionalgeschichte. Darüber hinaus vertritt sie das DSK auf Landesebene als Mitglied des Sprecherrats der LAGG
( Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten in Baden-Württemberg ) und ist auch Mitglied der Projektgruppe „Schulen und Gedenkstätte“ des Kultusministeriums. In  der ersten Funktion hat sie erreicht, dass das DSK auf der Übersichtskarte der Gedenkstätten und Gedenkstätteninitiativen von BW und auf der Homepage und in dem Flyer des Gedenkstättenreferats der LpB aufgeführt wird. Deshalb an dieser Stelle ein ganz herzlicher Dank an Gertrud Graf für dieses außerordentliche ehrenamtliche Engagement.

Wir hoffen, dass wir Ihnen in diesen Mitteilungen einige interessante Informationen und motivierende Anregungen für die eigene Arbeit geben konnten, und freuen uns immer über Rückmeldungen, Informationen, Ideen und Anregungen von Ihrer Seite.

In diesem Sinne grüßen Sie alle ganz herzlich
   
 

 

Ihre

 

Uwe Hertrampf                           Peter Ederer

Denkstättensekretariat              Vorsitzender Studentenwerk Weiße Rose e.V.

 

DENKStättenkuratorium
NS-Dokumentation Oberschwaben

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