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Dokumentationsstätte Goldbacher Stollen

Überlingen-Goldbach: Obere Bahnhofstraße

Nach der Bombardierung Friedrichshafens am 28. April 1944 sollten die für die Rüstungsindustrie wichtigen Industrieunternehmen Dornier Metallbauten, Luftschiffbau Zeppelin, Maybach Motorenbau und Zahnradfabrik Friedrichshafen „bombensicher“ in den Molassefelsen bei Überlingen-Goldbach verlagert werden. Für diesen Zweck kamen rund 800 Häftlinge aus dem KZ Dachau. Sie schufen von Oktober 1944 bis April 1945 ein rund vier Kilometer langes Stollensystem, das nicht vollendet und damit von den Firmen nicht mehr bezogen werden konnte. Mindestens 180 Häftlinge überlebten Haft und Arbeitsbedingungen nicht. 97 von ihnen sind auf dem KZFriedhof Birnau begraben. Es starben aber auch Häftlinge an den im Überlinger Lager erlittenen Strapazen, kurz nachdem sie in andere Lager abkommandiert worden sind. Man kann daher annehmen, dass die Zahl der Toten 200 übersteigt.

Die Häftlinge errichteten im Herbst 1944 bei Aufkirch, nordwestlich von Überlingen, ein KZ-Außenkommando und arbeiteten in zwei Schichten je zwölf Stunden. Der Aushub wurde auf Loren geladen, mit kleinen Dieselloks nach draußen gefahren und in den See gekippt. Bei der Ausfahrt wurde jede Lore von der SS-Wachmannschaft und scharfen Schäferhunden kontrolliert. Unter Anleitung mussten die Häftlinge sechs tiefe Löcher in die jeweilige Wand bohren, in die der Sprengstoff eingebracht wurde. Die Sprengungen erfolgten gegen Ende jeder Schicht; danach musste von den Häftlingen das lockere Gestein heraus gebrochen und verladen werden. Gearbeitet wurde mit von Druckluft angetriebenem Bohrgerät. Noch bevor die Stollenanlage fertig gestellt wurde, erreichten französische Truppen Ende April 1945 den Bodensee, sodass mit der Produktion von Kriegsgeräten in der Anlage nicht mehr begonnen werden konnte.

Seit Herbst 1996 befindet sich in der Stollenanlage eine Dokumentationsstätte, die vom Verein „Dokumentationsstätte Goldbacher Stollen und KZ Aufkirch e.V.“ in Begehungen erläutert wird.

Text: O. Burger

 

Literatur: Oswald Burger: Der Stollen, hg. v. Verein Dokumentationsstätte Goldbacher Stollen und KZ Aufkirch in Überlingen e.V., 9. Aufl., Eggingen 2011.

Download der Gesamtbroschüren

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