Denkstaettenkuratorium NS Dokumentation Oberschwaben
wechseln zu
Campus Weiße Rose

Der zweite Tod tut ihnen kein Leides

Standort Ingerkingen: St. Elisabeth-Stiftung

Im ehemaligen Kinderasyl in Ingerkingen, einer damaligen Zweigstelle Heggbachs und somit ebenso unter der Leitung der Franziskanerinnen von Reute, werden 72 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit geistiger und mehrfacher Behinderung abgeholt, nach Grafeneck verbracht und dort ermordet. Die Transporte erfolgten am 11. September, am 1. und 30. Oktober 1940.

Im Herbst 1940 konnten nur drei gerettete Kinder verbleiben, dazu elf Kinder, von denen es angeblich keine Meldekarten gab und die somit von der Vernichtungsbürokratie nicht er-fasst waren. Zu ihnen stießen 35 Kinder aus Rosenharz, die dort weichen mussten – ihre Unterkünfte wurden für ein Re-servelazarett der Wehrmacht benötigt. Am 13. und 14. Februar 1941 kamen all diese Kinder zur weiteren Pflege nach Hegg-bach, denn der Staat hatte für Ingerkingen andere Pläne als Lager der Kinderlandverschickung.

Der Neuanfang in Ingerkingen durfte nach der Übergabe an französische Truppen im April 1945 gemacht werden: am 8. August 1945 übersiedelten 50 Kinder von Heggbach nach Ingerkingen und die Schwestern bezeichneten dies als einen „unvergesslich großen Tag“.

In Ingerkingen bewahrt ein Bild das Gedenken an die Opfer. Schwester Maria Ludgera Haberstroh, Franziskanerin von Reute, hat das Wachs-Sgrafitto angefertigt. Mit großen Buchstaben steht in das Bild geschrieben: Der zweite Tod tut ihnen kein Leides.

Text: Jasmin Mohn

 

Literatur für Heggbach und Ingerkingen: Detlev Naeve: Geschichte der Pflegeanstalt Heggbach und des Kinderasyls Ingerkingen im Nationalsozialismus 1933-1945, Eitdorf 2000, gata-Verlag; Fachbericht 3: Das Euthanasieprogramm des Dritten Reiches. Die Ereignisse in Heggbach und Ingerkingen. Eine Dokumentation von Pfarrer Alfons Waibel, Heggbach 1984; Dokumentation: Vor 50 Jahren: Massenmord – als „Gnadentod“ getarnt; Hrsg.: Heggbacher Einrichtungen, 1990; Wäsch-Liesel und Schmirgler-Schorsch. Menschen mit Behinderung erzählen aus ihrem Leben in Heggbach. 125 Jahre Heggbach Menschen mit Behinderung: Mitten im Leben, Hrsg.: St. Elisabeth-Stiftung.
Chronik: Wir begleiten Schritte ins Leben. 100 Jahre Wohn- und Förderangebote für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen in Ingerkingen, Hrsg.: St. Elisabeth-Stiftung.

Download der Gesamtbroschüren

DENKStättenkuratorium
NS-Dokumentation Oberschwaben

Briachstr. 10, 88250 Weingarten

Tel.: 0751/560838-0
Fax: 0751/560838-14
E-Mail: info@dsk-nsdoku-oberschwaben.de
Web: www.dsk-nsdoku-oberschwaben.de