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Gewerkschaftshaus: Arbeiterwiderstand

Standort Ulm: am Weinhof 23

Das Haus am Weinhof 23, ehemals „Gasthaus zum Mohren“, wurde 1920 Sitz der freien Gewerkschaften und ein Zentrum der Ulmer Arbeiterbewegung. Am 2. Mai 1933 wurde das Gebäude zum Schauplatz ihrer Zerschlagung und „Gleichschaltung“ durch die Nationalsozialisten.

Am Vormittag des 2. Mai 1933 besetzten NS-Aktivisten das Gewerkschaftshaus im Rahmen einer reichsweiten Aktion. In Ulm hissten Mitglieder der Nationalsozialistischen Betriebszellenorganisation (NSBO) und der SA die Hakenkreuzfahne auf dem Gebäude. Unmittelbar darauf wurden die freien Gewerkschaften ohne jeglichen Widerstand aufgelöst, ihr Vermögen beschlagnahmt und ihre Mitglieder zwangsweise in die am 10. Mai 1933 gegründete „Deutsche Arbeitsfront“ überführt. Auch in das Ulmer Gewerkschaftshaus zog nun der totalitäre Einheitsverband von Arbeitnehmern und Arbeitgebern ein.

Zu diesem Zeitpunkt waren führende Vertreter der sozialdemokratischen Ulmer Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung wie Wilhelm Wirthle, Johannes Weißer oder Leonhard Gerlinger und etwa 40 Mitglieder der Ulmer KPD schon verhaftet. Sie waren auf der Grundlage der „Reichstagsbrandverordnung“ vom 27. Februar in „Schutzhaft“ genommen und in das erste württembergische Landes-KZ Heuberg bei Stetten am kalten Markt verschleppt worden. Am Heuberg und ab November 1933 auch im KZ Oberer Kuhberg in Ulm waren die politisch Verfolgten ohne Rechtsbeistand und unter unmenschlichen Bedingungen inhaftiert.

Das Gewerkschaftshaus – in den Jahren des Nationalsozialismus „Haus der Deutschen Arbeitsfront“ genannt – wurde am 17. Dezember 1944 bei einem Luftangriff auf Ulm vollständig zerstört. Die IG Metall erhielt das Grundstück 1951 durch einen Vergleich zurück und begann mit dem Wiederaufbau. Seit 1954 ist das Haus wieder ein Treffpunkt der Ulmer Gewerkschaften.

Text: Nicola Wenge

 

Literatur: Schmidt, Uwe: 125 Jahre Gewerkschaften in Ulm. Deutscher Gewerkschaftsbund Region Ulm-Biberach, Ulm 2003. DGB Ulm/Alb Donau (Hg.): Dokumentation der Ausstellung „…gerade Dich Arbeiter, wollen wir“. Nationalsozialismus und freie Gewerkschaften in Ulm, Ulm 2013.

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